Was sind Geflügelte Worte?
Damit ein Sprichwort oder ein Zitat als „Geflügeltes Wort“ bezeichnet werden kann, muss es drei Kriterien erfüllen. Erstens sollte es nachweisbar sein, das heißt, man sollte eine konkrete literarische Quelle oder einen Urheber angeben können. Zweitens muss es im allgemeinen Sprachschatz vertreten und drittens weitgehend geläufig sein. Der Begriff „Geflügeltes Wort“ stammt vom Dichte Homer, der damit die Worte, die vom Mund des Sprechers zum Ohr des Hörenden fliegen, beschrieb.
Da sich in früheren Zeiten das Leben der Menschen viel um Pflanzen und Natur drehte, gibt es einige Geflügelte Worte, die sich um Pflanzen oder Früchte drehen:
„An apple a day keeps the doctor away“
Die Bedeutung des Sprichwortes ist offensichtlich: Wer sich mit reichlich Äpfeln und den beinhalteten Vitaminen ernährt, bleibt lange gesund und wird den Doktor nicht rufen. Ursprünglich kommen diese Geflügelten Worte aus Wales, der Originalwortlaut geht folgendermaßen: “Eat an apple on going to bed, and you’ll keep the doctor from earning his bread.” (deutsch: Iss einen Apfel vor dem Schlafengehen und der Doktor wird nichts mehr verdienen).
„Ein Arbeiter im Weinberg des Herrn“
Ebenfalls aus der Bibel stammt dieses Geflügelte Wort, bei dem es sich um ein Gleichnis aus dem Buch Jesaja handelt. Das Himmelreich gleicht demnach „einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu mieten in seinem Weinberg“. Der Hausvater heuert über den ganzen Tag hinweg Gruppen von Arbeiter an. Den zuerst wie auch den zuletzt angeheuerten zahlt er am Ende des Tages den versprochenen Lohn von einem Silbergroschen. Die am längsten Arbeitenden beschweren sich darüber, doch der Hausvater erwidert, dass er nur jedem gegenüber sein Versprechen erfüllt hätte. Bedeutung: Der „Lohn“, den man für den Dienst im Sinne der Kirche erhält ist immer gleich (das Himmelreich entsprechend einem Silbergroschen), auch wenn Zeit und Einsatz variieren.
„Ein Dorn im Auge sein“
Auch die Bibel ist eine wichtige Quelle Geflügelter Worte, wie etwa dem Ausspruch „jemandem ein Dorn im Auge sein“. In diesem Fall stammt der Begriff auf dem Buch Mose, in dem Gott den Israeliten befiehlt, die Kanaaniter aus ihrem Land zu vertreiben. Andernfalls würden die Verbleibenden „zu Dornen werden in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten“ werden und ihnen keinen Frieden lassen.
„Ein Kerl, der spekuliert, ist wie ein Tier auf dürrer Heide“
Die Quelle dieses Zitats ist Goethes Faust. Der Gelehrte Faust sinniert stumpfsinnig in seinem Studierzimmer, als ihm Mephisto erscheint, um ihn herauszulocken. Mit seinen Worten „ein Kerl, der spekuliert ist wie ein Tier auf dürrer Heide“, will er ihm die Bedeutung des Lebens vor Augen führen, das durch das viele Nachdenken direkt an ihm vorbeizieht.
„Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert“
Diese Beschreibung wird von der sterbenden Emilia Galotti im gleichnamigen Drama Lessings sich selbst zugeschrieben. Weil ein Prinz ihr nachstellt und sie in die Verzweiflung treibt, bittet sie ihren Vater, sie zu erstechen, was dieser unter Schmerzen ausführt. Ihre Geflügelten letzten Worte beschreiben ihre Jugend und ihr Leben, welche nun verwirkt sind.
Text: mh