Gold, Myrrhe und Weihrauch – wertvolle Geschenke als Anerkennung
Heutzutage wären wir wohl weniger angetan: Als Geschenk zur Geburt irgendwelche komischen Myrrhe- und Weihrauchharze als Räucherwerk? Da hätte sich die frischgebackene Mutter sicher mehr über einen Blumenstrauß gefreut – oder eben über Gold, wie einer der drei Könige es dem neugeborenen Jesus an die Wiege legte. Doch zu damaligen Zeiten waren Myrrhe und Weihrauch vom Wert des Goldes gar nicht mal so weit entfernt. So wurden diese auf bewachten Handelsstraßen in weite Fernen transportiert, weil viele Kulte besonders den Weihrauch für ihre Zeremonien nutzten. Oft wurde dabei sogar der eigentliche Herkunftsort geheim gehalten. Heute findet sich die Wirkung von Myrrhe-Extrakt in jeder Zahnpasta und der Weihrauch steht offen in der Sakristei herum. Wirklich gewöhnlich und langweilig geworden sind sie deshalb aber keineswegs, es lohnt sich immer noch, sich mit den antiken Geschenken zu beschäftigen.
Die vielfältige Wirkung der Myrrhe
Die Myrrhe gehört zur Familie der Balsambaumgewächse. Diese gedeihen am besten in Afrika und Arabien, wo sie schon seit Jahrtausenden vielfältig genutzt werden. Im Alten Ägypten wurde das Harz der Myrrhe zur Einbalsamierung verwendet und im Judentum gehörte die Myrrhe bei jeder Bestattung dazu. Heute dient sie als aromatisches Räucherwerk oder sogar Parfum, hilft bei Entzündungen im Mundraum, Bronchitis, Darmentzündungen, hat blutstillende Wirkung und sorgt dafür, dass unsere Narbenbildung schneller vorwärts kommt. Man kann sie als Tinktur und in Tablettenform erhalten – oder gleich selbst zerkauen, was einen intensiven Eindruck hinterlassen wird. Der Name Myrrhe spricht nämlich Bände und kommt von „murr“, dem semitischen Wort für „bitter“. Wer heute noch Myrrhe als Geschenk weitergeben möchte, dem sei ein Parfum mit der frischen Myrrhe-Note ans Herz gelegt.
Komplizierte Ernte für ein kostbares Gut: der Weihrauch
Auch der Weihrauchbaum, aus dem das luftgetrocknete Gummiharz mit der netten Rauchentwicklung gewonnen wird, gehört zur Familie der Balsambaumgewächse. Sein Bestand ist heute trotz landwirtschaftlichem Anbau in Gefahr. Als bekanntestes Räucherwerk wird der Weihrauch nicht nur im Katholischen Glauben und zahlreichen Kulten eingesetzt, sondern findet sogar therapeutisch-heilkundlich sein Einsatzgebiet.
Die Ernte ist sehr kompliziert und zieht sich über mehrere Monate. Ende März werden den Bäumen erste Verletzungen zugefügt. Das erste Harz ist minderwertig und wurde früher direkt weggeworfen, heute aber kommt es in den Handel. Drei Wochen später folgen weitere Ernten mit besserer Qualität, je nach Baum ergibt sich ein Ertrag von 3 bis zu 10 Litern. Danach hat der Baum erst einmal genug Leid erlebt: Er darf sich mehrere Jahre lang erholen.
Ganz ungefährlich ist der Weihrauch übrigens nicht: Wie Zigaretten enthält er das krebserregende Benzo[a]pyren, bei einer Messung in einer bayerischen Kirche ergab sich außerdem eine mit einer verrauchten Kneipe vergleichbare Feinstaubbelastung. Vielleicht sollte man beim Geschenk also doch lieber auf etwas Goldenes ausweichen…
Text: mh