Die Kokospalme ist das moderne europäische Bild vom Paradies
Ob die Strandbewohner der Tropen von einem Ausflug ins Gebirge träumen, ist ungewiss. Wir jedoch denken allzu gerne an tropische Sandstrände, wärmende Sonne, tiefblauen Ozean und Kokospalmen, die sich im Wind wiegen – eine typische mitteleuropäische Vorstellung vom Urlaubsparadies. Bei den Einheimischen wird die Kokospalme auch als „Baum des Himmels“ bezeichnet.
Die Kokospalme (cocos nucifera), die zu jeder Vorstellung fest dazugehört, ist immergrün und wird bis zu 30 Meter hoch. Ihre Blätter sind fein gefiedert, um möglichst wenig Angriffsfläche für Stürme zu geben – zusammen mit ihren vielen feinen Wurzeln übersteht sie auf diese Weise sogar Tsunamis. Die Kokospalme braucht viel Wärme und kann mit Frost absolut nichts anfangen. Ihre Verbreitung über den gesamten Tropengürtel erfolgte durch den Menschen und durch fortgespülte Kokosnüsse. Bis zu 100 Tage bleibt eine Kokosnuss im Wasser keimfähig und kann so vielleicht einen anderen Strand oder sogar einen anderen Kontinent erobern.
Die unendlichen Nutzungsmöglichkeiten der Kokospalme
Selbst bei uns in Europa kommen Kokosnüsse häufig vor: als Ganzes im Supermarkt, in verschiedenen Beautyprodukten oder als Kokosmilch. Letztere ist übrigens nicht der Saft in der Kokosnuss, sondern mit Wasser püriertes Fruchtfleisch, das durch ein Tuch ausgepresst wird.
In den Herkunftsregionen der Kokospalme ist die Nutzung viel intensiver und gleichzeitig grundlegender. Die Menschen dort ernähren sich von Sprossen, Fruchtfleisch und Palmherzen oder trinken den Saft der Nuss frisch wie vergoren, auf Inseln ohne Quellen ist der Saft der Kokosnuss sogar oft die einzige Trinkmöglichkeit.
Aus dem Holz werden Hütten gebaut, mit den Blättern wird das Dach gedeckt und aus den Fasern der Kokospalme werden Hauswände und Körbe geflochten. Die Kokosnussschalen dienen als Brennmaterial und das Kokosnussöl liefert heute acht Prozent des Weltpflanzenölbedarfs. Die Wichtigkeit der Kokospalme drückt sich auch in den Produktionszahlen aus: Jährlich werden 44 Millionen Tonnen an Kokosnüssen produziert.
Interessante Besonderheiten von Kokospalmen und -nüssen
Die Ernte der Kokosnüsse erfolgt entweder durch lange Messer, Palmenkletterer oder – Affen. Die Makakenaffen werden in Asien eingesetzt und führen eine enge Beziehung zu ihrem Besitzer, der sie dressiert, eine schwierige Angelegenheit. Weil die Affen ständige Beschäftigung brauchen, leben sie oft mit deren Familien und spielen mit den Kindern. Verkauft werden können sie kaum, weil die Beziehung zum Besitzer so wichtig ist. Öffnen lässt sich eine Kokosnuss am besten, indem man erst durch Anbohren das trinkbare Kokosnusswasser ablässt und dann mit einem Hammer rundum die Nuss leicht zuschlägt.
Ein deutscher Auswanderer namens August Engelhardt gründete eine Sekte namens „Kokovorismus“, die eine reine Kokosdiät als Wille Gottes und Weg zum unsterblichen Leben sah. Ganz ungefährlich ist der Anbau von Kokospalmen aber nicht: Jährlich sterben über 150 Menschen an den herunterfallenden Früchten.
Text: mh